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Johanniskraut

Echtes Johanniskraut (Hypericum perforatum)

Das Johanniskraut gehört zur Familie der Johanniskrautgewächse (Hypericaceae).

Synonyme/einheimische Namen: Tüpfel-Hartheu, Tüpfel-Johanniskraut, Johanniskraut.


Johanniskraut Anwendungsgebiete

Quantifizierte Trockenextrakte aus Johanniskraut, die den vorgegebenen Spezifikationen der Monographien (s.u.) entsprechen, werden zur Behandlung von leichten bis mittelgradigen depressiven Episoden bzw. kurzzeitig zur Behandlung der Symptome leichter depressiver Störungen eingesetzt. Diese Anwendungen werden vom HMPC als "Well-established use" (allgemeine medizinische Verwendung) eingestuft.

 

Mehrere andere Zubereitungen aus Johanniskraut werden vom HMPC zur Anwendung als "Traditional use" (traditionelles pflanzliches Arzneimittel) eingestuft (s.u.). Sie haben jeweils eines oder mehrere der folgenden Anwendungsgebiete:

  • Linderung der Symptome bei vorübergehender nervöser Erschöpfung.
  • Linderung der Symptome bei leichten Magen-Darm-Beschwerden.
  • Unterstützung bei nervöser Unruhe verbunden mit Einschlafstörungen.
  • Linderung der Symptome bei kleinen Hautentzündungen (z.B. Sonnenbrand; äußerliche Anwendung).
  • Zur Unterstützung der Abheilung kleinerer Wunden (äußerliche Anwendung).

Der Unterschied zwischen "Well-established use" (allgemeine medizinische Verwendung) und "Traditional use" (traditionelles pflanzliches Arzneimittel) wird hier erklärt.

Die Nationale Versorgungsleitlinie Unipolare Depression aus dem Jahr 2015 nennt Johanniskraut als mögliche Behandlung von leichten oder mittelgradigen depressiven Episoden (nicht zur Behandlung von schweren oder chronisch verlaufenden Derpressionen): Wenn eine Arzneitherapie erwogen wird und der/die Patient/-in die Behandlung mit einem pflanzlichen Mittel bevorzugt, kann Johanniskraut als erster Behandlungsversuch eingesetzt werden. Entsprechend der Leitlinie sollten nur Präparate eingesetzt werden, für die eine klinische Wirksamkeit durch eigene Studien belegt ist. Dabei ist es notwendig, dass der/die Patient/-in

  • ärztlich betreut wird,
  • über mögliche schwere Wechselwirkungen von Johanniskraut mit anderen Medikamenten aufgeklärt ist,
  • über die unterschiedlichen Wirkstärken verschiedener Produkte und die sich daraus ergebenden Unsicherheiten informiert ist.

Hinweis: Die Informationen auf dieser Seite ersetzen nicht eine medizinische oder pharmazeutische Beratung. Sie dienen nicht der Selbstmedikation. Anwendungsgebiete, Wirkungen, Nebenwirkungen und Gegenanzeigen sind hier nicht vollständig beschrieben. Für die geeignete Anwendung fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker. Bei pflanzlichen Arzneimitteln lesen Sie die Packungsbeilage.


Johanniskraut Dosierung

Johanniskraut-Tee zur Linderung der Symptome bei vorübergehender nervöser Erschöpfung:

  • 1,5 bis 2 g Johanniskraut
  • mit ca. 150 ml kochendem Wasser übergießen,
  • nach 5 bis 15 Minuten abgießen.
  • Diese Menge 2 bis 3 mal täglich trinken.
  • Die tägliche Gesamtmenge beträgt Tee aus 2 bis 6 g Johanniskraut.

Johanniskraut-Tee zur Linderung der Symptome bei leichten Magen-Darm-Beschwerden:

  • 2 g Johanniskraut
  • mit ca. 150 ml kochendem Wasser übergießen,
  • nach 5 bis 15 Minuten abgießen.
  • Diese Menge 2 mal täglich trinken.

Johanniskraut-Tee zur Unterstützung bei nervöser Unruhe verbunden mit Einschlafstörungen:

  • 2 bis 3 g Johanniskraut
  • mit ca. 150 ml kochendem Wasser übergießen,
  • nach 5 bis 15 Minuten abgießen.
  • Diese Menge 2 mal täglich trinken.

Hinweis: Depressive Episoden oder Symptome depressiver Störungen gehören NICHT zu den Anwendungsgebieten von Johanniskraut-Tee. Dafür gibt es Arzneimittel mit quantifizierten Johanniskraut-Extrakten.

 

Johanniskraut-Aufguss zur Anwendung auf der Haut:

  • 2 g Johanniskraut
  • mit ca. 150 ml kochendem Wasser übergießen,
  • nach 5 bis 15 Minuten abgießen.
  • Diesen Aufguss mehrmals tägich für Spülungen oder für getränkte Umschläge verwenden.

Monographien "Johanniskraut" (Hyperici herba)

Johanniskraut (Hyperici herba) nach dem Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur. 10) sind

  • die Triebspitzen von Hypericum perforatum*,
  • in der Blütezeit geerntet,
  • getrocknet,
  • ganz oder zerkleinert,
  • mit einem bestimmten Mindestgehalt an Gesamt-Hypericinen, berechnet als Hypericin.

Die HMPC-Monographie beschreibt verschiedene Johanniskraut-Zubereitungen, deren Anwendungen als "Traditional use" (traditionelles pflanzliches Arzneimittel) eingestuft sind (siehe Anwendungsgebiete):

 

Zum Einnehmen in flüssiger Form:

  • wässrig-alkoholischer Flüssigextrakt bzw. Tinktur oder
  • Flüssigextrakt mit pflanzlichem Öl oder
  • alkoholischer Flüssigextrakt aus dem frischen Kraut oder
  • Presssaft aus dem frischen Kraut oder
  • alkoholisch stabilisierter Presssaft aus dem frischen Kraut
  • Tee als Aufguss aus dem zerkleinerten Kraut.

Zum Einnehmen in fester Form (z.B Tabletten oder Kapseln):

  • Trockenextrakt oder
  • pulverisiertes Kraut.

Zur Anwendung auf der Haut in flüssiger Form oder halbfester Form (z.B. als Creme):

  • Flüssigextrakt mit pflanzlichem Öl oder
  • wässrig-alkoholischer Flüssigextrakt bzw. Tinktur oder
  • wässriger Aufguss aus dem getrockneten Kraut.

Monographie "Quantifizierter Johanniskrauttrockenextrakt " (Hyperici herbae extractum siccum quantificatum)

Quantifizierter Johanniskrauttrockenextrakt (Hyperici herbae extractum siccum quantificatum) nach dem Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur. 10) ist

  • der Trockenextrakt aus Johanniskraut (Hyperici herba, s.o.),
  • quantifiziert mit einem bestimmten Gehalt an Gesamt-Hypericinen, berechnet als Hypericin, einem bestimmten Mindestgehalt an Flavonoiden, berechnet als Rutosid, und einem bestimmten Höchstgehalt an Hyperforin.

Aussehen: Quantifizierter Johanniskrauttrockenextrakt ist ein bräunlich graues Pulver.

 

Nach HMPC-Monographie werden Johanniskraut-Trockenextrakte, die den Spezifikationen entsprechen, für Anwendungen mit "Well-established use" (allgemeine medizinische Verwendung) eingesetzt (siehe Anwendungsgebiete). Die Trockenextrakte werden in fester Form (z.B. als Tabletten) eingenommen.

* botanische Schreibweise: Hypericum perforatum L.


Johanniskraut Rezeptpflicht

Arzneimittel mit Johanniskraut zur Behandlung mittelschwerer Depressionen sind in Deutschland rezeptpflichtig (verschreibungspflichtig).


Johanniskraut Historisches Bild


Quellen

  • Bundesministeriums der Justiz und für Verbraucherschutz sowie Bundesamt für Justiz (2019). Verordnung über die Verschreibungspflicht von Arzneimitteln (Arzneimittelverschreibungsverordnung - AMVV) Anlage 1 (zu § 1 Nr. 1 und § 5) Stoffe und Zubereitungen nach § 1 Nr. 1. Abgerufen 2021-01 von https://www.gesetze-im-internet.de/amvv/anlage_1.html.
  • DGPPN, BÄK, KBV, AWMF (Hrsg.) für die Leitliniengruppe Unipolare Depression. S3-Leitlinie/Nationale VersorgungsLeitlinie Unipolare Depression – Langfassung, 2. Auflage. Version 5. 2015. DOI: 10.6101/AZQ/000364. www.depression.versorgungsleitlinien.de. Aufgerufen 10/2019 von https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/nvl-005.html.
  • Europäisches Arzneibuch (Ph. Eur.) 10. Ausgabe (Grundwerk 2020), Amtliche deutsche Ausgabe. Deutscher Apotheker Verlag.
  • European Medicines Agency (EMA), Committee on Herbal Medicinal Products (HMPC) (23.11.2022): EMA/HMPC/7695/2021. European Union herbal monograph on Hypericum perforatum L., herba (Revision 1). Abgerufen 08/2023 von https://www.ema.europa.eu/en/medicines/herbal/hyperici-herba.

Letzte Akualisierung: 24.08.2023