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Rosenwurz

Rosenwurz (Rhodiola rosea, Sedum rosea) ist eine seit Jahrhunderten in der traditionellen Medizin gebräuchliche Heilpflanze. Pharmazeutisch genutzt wird der Extrakt aus Rosenwurzwurzelstock (Rhizom und Wurzeln), der eine Reihe von Wirkungen zeigt. Als „Adaptogen“ wird Rosenwurz eingesetzt bei Symptomen von Stress wie Müdigkeit und Schwächegefühl.

 

Für Rosenwurz sind mehrere Inhaltsstoffe beschrieben, darunter Salidrosid, Rosin, Rosarin und Rosavin.

 

Die Pflanze ist auf der nördlichen Halbkugel in meist kühlen Regionen heimisch, wo sie auf felsigen Bergen und Meeresklippen wächst. Der Name Rosenwurz bezieht sich auf den rosenartigen Geruch der frisch geschnittenen unterirdischen Organe. Rosenwurz gehört zur Familie der Dickblattgewächse (Crassulaceae).



Rosenwurz (Rhodiola rosea)

Die Rosenwurz (englisch: Roseroot, Arctic Root, Golden Root) wächst auf Bergen und Meeresklippen in felsigen, kalkarmen, feuchten Böden und Felsspalten.

 

Vorkommen der Pflanze finden sich in arktisch-kühlen bis gemäßigten Klima-Regionen der Nordhalbkugel, z.B. in Skandinavien, Island, Großbritannien, Kanada, Russland, China, Mongolei. In den Alpen ist die Rosenwurz zerstreut in Höhen zwischen 1.000 und 3.000 m anzutreffen, in Deutschland kommt sie quasi nicht vor. In mehreren Ländern ist das Sammeln verboten, weil die natürlichen Bestände gefährdet sind.

 

Rosenwurz (Rhodiola rosea) gehört zur Familie der Dickblattgewächse (Crassulaceae). Sie ist eine sommergrüne, ausdauernde Pflanze mit einer Höhe von 10 bis 35 cm und unverzweigten Stängeln. Die fleischig-dicken Blätter sind kahl und haben einen geraden, oft auch vorne gezähnten Rand. Ihre Farbe ist bläulich grün, zum Teil rot überlaufen. Die Länge der Blätter reicht von unter 2 cm bis über 5 cm.

 

Die Blüten sind im Durchmesser 6 mm klein und stehen in dichten, vielblütigen, doldigen Blütenständen. Die Blütenfarbe ist gelblich oder rötlich. Blütezeit ist von Juni bis Juli. Die Rosenwurz blüht zweihäusig (diözisch), d.h. männliche und weibliche Blüten sitzen auf getrennten Pflanzen. Doch auch einhäusige Pflanzen kommen vor. Weibliche Blüten haben oft reduzierte Kronblätter und entwickeln sich zu orangen Früchten.

 

Zu pharmazeutischen Zwecken wird das Rhizom von Rhodiola rosea mit seinen Nebenwurzeln von 5-6 Jahre alten Pflanzen geerntet. Es misst dann im Durchmesser 1-3 cm, auch bis 6 cm. Das frisch geschnittene Rhizom hat einen an Rosen erinnernden Geruch, der für den Namen der Pflanze verantwortlich ist.


Rosenwurz: Anwendungsgebiete

Rosenwurzwurzelstock (Rhodiolae roseae rhizoma et radix)-Zubereitungen nach HMPC (Monographie s. u.):

  • Zur vorübergehenden Linderung von Stresssymptomen wie Müdigkeit und Schwächegefühle.

Hinweis: Die Informationen auf dieser Seite ersetzen nicht eine medizinische oder pharmazeutische Beratung. Sie dienen nicht der Selbstmedikation. Anwendungsgebiete, Wirkungen, Nebenwirkungen und Gegenanzeigen sind hier nicht vollständig beschrieben. Für die geeignete Anwendung fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker. Bei pflanzlichen Arzneimitteln lesen Sie die Packungsbeilage.


Rosenwurz: Wirkung

Experimentell wurden Hinweise unter anderem auf folgende Wirkungen von Rosenwurz gefunden: Antioxidative Eigenschaften, Verringerung von Müdigkeit, adaptogene Effekte, Erhöhung der Stress-Resistenz und positive Einflüsse auf das zentrale Nervensystem. Zum Teil wurden die Effekte auch mit isolierten Inhaltsstoffen erzielt.

 

Zwar wurden experimentell noch verschiedene weitere Effekte gezeigt. Doch sie wurden oft mit Substanzmengen erzielt, die hochgerechnet bei Weitem die Mengen überschreiten, die Menschen einnehmen. Daher muss ihre Relevanz für die Anwendung beim Menschen in Frage gestellt werden.

 

Klinische Studien - d.h. Wirkungen von Rosenwurz, die in der Anwendung am Menschen gemessen wurden - unterstützen in der Summe die Plausibilität der Anwendung von Rosenwurzwurzelstock als Adaptogen bei insgesamt guter Verträglichkeit. (Einschätzungen nach HMPC, 2011).


Rosenwurz bei Depression?

Verschiedene experimentelle Ergebnisse weckten die Hoffnung auf eine andidepressive Wirkung von Rosenwurz. In klinischen Studien ließ sich eine Wirkung von Rosenwurz bei Depression jedoch nicht hinreichend belegen:

 

Im Jahr 2015 wurde eine doppelblinde, klinische Pilotstudie veröffentlicht. Insgesamt 57 Patienten mit leichter bis mittelschwerer Depression waren per Zufall („randomisiert“) in eine von drei Gruppen eingeteilt worden. Sie erhielten entweder einen Rosenwurz-Extrakt oder ein gängiges Antidepressivum oder ein Scheinmedikament ohne Wirkstoff ("Placebo"). Die Studie lief insgesamt über 12 Wochen. Die Verbesserungen mit Rosenwurz waren kaum stärker als bei Behandlung mit Placebo (ohne Wirkstoff). Eine Wirkung von Rosenwurz bei leichter bis mittelschwerer Depression lässt sich mit dieser kleinen Pilotstudie nicht belegen.

 

Schon im Jahr 2007 wurde eine klinische Studie zur antidepressiven Wirkung von Rosenwurz veröffentlicht (Darbinyan et al.): Die Studienteilnehmer hatten leichte bis mittelschwere Depression. Zwar verbesserten sich die Symptome nach sechswöchiger Behandlung mit Rosenwurz-Extrakt. Allerdings zeigten die Patienten der Vergleichsgruppe (Placebo, Scheinbehandlung ohne Wirkstoff) quasi keine Verbesserung nach sechs Wochen. Weil dies für eine klinische Studie mit depressiven Patienten untypisch ist, stellte das HMPC die Aussagekraft der Studienergebnisse grundsätzlich in Frage.


Was ist ein Adaptogen?

Adaptogene sind Stoffe, die dem Organismus helfen, sich besser an außergewöhnliche Belastungen anzupassen. Außerdem erhöht ein Adaptogen die Widerstandskraft gegenüber neuer Belastung. Dies gilt vor allem bei Stress unterschiedlicher Ursache. Grundsätzlich soll die adaptogene Wirkung aber unspezifisch für verschiedene Arten von Belastung sein.

 

Der genaue Wirkmechanismus von Adaptogenen ist nicht geklärt. Die Wirkung soll auf dem grundlegenden biologischen Prinzip der Anpassungsfähigkeit („Adaption“) beruhen, die auf verschiedenen Ebenen eines Organismus stattfindet.


Monographie "Rosenwurzwurzelstock" (Rhodiolae roseae rhizoma et radix)

Rosenwurzwurzelstock (Rhodiolae roseae rhizoma et radix)-Zubereitungen mit der Einstufung "Traditional use" (traditionelles pflanzliches Arzneimittel) nach HMPC sind

  • das Rhizom und die Wurzeln von Rhodiola rosea*,
  • als bestimmter Trockenextrakt,
  • zum Einnehmen in fester Form (z. B. als Tabletten).

* botanisch Schreibweise: Rhodiola rosea L. (Synonym: Sedum rosea (L.) Scop.)


Rosenwurz: Inhaltsstoffe

Für Rosenwurzwurzelstock sind eine Reihe von Inhaltsstoffen beschrieben, darunter:

  • Phenylalkanoide
    • Phenylethanoide: z.B. Salidrosid (=Rhodiolosid, p-Hydroxyphenylethyl-O-ß-D-glucopyranosid), p-Tyrosol
    • Phenylpropanoide: z.B. die Phenylpropenoide Rosin (Cinnamyl-O-ß-D- glucopyranosid), Rosarin (Cinnamyl-(6’-O-α-L-arabinofuranosyl)- O-ß-D- glucopyranosid), Rosavin (Cinnamyl-(6’-O- α-L-arabinopyranosyl)- O-ß-D- glucopyranosid), oft auch gemeinsam als Rosavin oder Rosavine bezeichnet
  • Ätherisches Öl
  • Monoterpen-Derivate (z.B. Rosiridol, Rosiridin, Rhodioloside A-F)
  • Cyanglycoside
  • Proanthocyanidine
  • Flavonolignane
  • Flavonoide

Das Profil der Inhaltsstoffe und ihr Gesamtgehalt schwanken je nach Herkunft der Pflanze. Rosavine und Salidrosid stehen typischerweise in einem Mengenverhältnis 3 : 1.


Quellen

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Letzte Akualisierung: 04.02.2022