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Einjähriger Beifuß (Artemisia annua)
"Artemisia" - Nicht verwechseln
Artemisia annua, Artemisinin und Malaria
Einjähriger Beifuß (Artemisia annua) ist eine einjährige Pflanze mit Ursprung in gemäßigten Klimazonen Asiens. Sein natürliches Vorkommen hat er an sandigen Flußufern, Seeufern und Wadis.
Heute kommt Einjähriger Beifuß eingebürgert auch in weiten Teilen Europas sowie in Nordafrika, Nordamerika und Zentralrussland vor. In Deutschland wird das Vorkommen der Pflanze seit Ende des 19. Jahrhunderts beobachtet. Der Schwerpunkt von Einjährigem Beifuß in Deutschland findet sich entlang der Elbe.
Einjähriger Beifuß wächst 0,5 cm bis 1,5 m hoch, in Kultur auch bis zu 2 m. Die Stängel sind längs gefurcht. Die Blätter sind fiederartig geschnitten.
Die Blüten sind 1,5 bis 2 mm klein und haben eine helle gelbliche Farbe. Sie stehen nickend in ausgebreiteten, verzweigten Rispen. Zur Blütezeit hat die Pflanze einen stark aromatischen Geruch.
Artemisia gehört zur Familie der Korbblütengewächse (Korbblütler, Asteraceae).
Zur Gattung Artemisia siehe auch: Besen-Beifuß (Artemisia scoparia) und Wermut (Artemisia absinthium).
* botanische Schreibweise: Artemisia annua L.
Artemisia annua, Einjähriger Beifuß, ist NICHT identisch mit Artemisia vulgaris, dem in Deutschland weit verbreiteten Gewöhnlichen Beifuß.
Zur Gattung Artemisia zählen weltweit fast 500 verschiedene Arten. Wenn davon nur eine einzige, bestimmte Artemisia-Art gemeint sein soll, dann ist die Bezeichnung "Artemisia" nicht eindeutig.
In der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) wird Artemisia annua als Mittel gegen Malaria schon um 340 n. Chr. beschrieben.
Verantwortlich für die Malariawirkung ist vor allem der Inhaltsstoff Artemisinin, der in stark schwankenden Konzentrationen in Artemisia annua vorkommt (0,02 % bis 1,07 % Gehalt in den getrockneten Blättern, von kultivierten Hybriden werden auch 1,38 % berichtet, experimentell auch bis zu 2 %). Im Menschen tötet Artemisinin den Erreger der Malaria, den einzelligen Parasiten Plasmodium, in den roten Blutkörperchen (Erythrozyten).
Chemisch handelt es sich bei Artemisinin um ein Sesquiterpenlacton-Endoperoxid vom Secocadinan-Typ (s. unten: Strukturformel von Artemisinin). Die Malaria-Wirkung beruht auf der Spaltung des Endoperoxids, wodurch freie Radikale entstehen.
Arzneimittel gegen Malaria enthalten meist nicht Artemisinin sondern die potenteren, halbsynthetischen Derivate von Artemisinin: Artemether, Dihydroartemisinin oder Artesunat. Da sie (wie auch Artemisinin selber) eine kurze Halbwertszeit haben, werden sie in der Regel mit einem länger wirksamen, zweiten Malariamittel kombiniert. Die Kombination reduziert auch die Gefahr, dass Parasiten gegen die einzelnen Wirkstoffe resistent werden.
Die WHO erläutert in einer ausführlichen Stellungnahme, warum sie die Behandlung oder Vorbeugung von Malaria mit Pflanzenauszügen, Tee oder anderem pflanzlichen Material von Artemisia annua ausdrücklich nicht empfiehlt.
Die Entdeckung von Artemisinin als neuartiges Malariamittel erhielt im Jahr 2015 den Nobelpreis für Physiologie oder Medizin. Die mit dem Nobelpreis ausgezeichnete Forscherin ging von historischer Schriften der Traditionellen Chinesischen Medizin aus, um nach neuen Mitteln gegen Malaria suchen. Sie hat die Substanz Artemisinin als wirksamen Bestandteil in Artemisia annua identifiziert.
Mehrfach wurde das therapeutische Potenzial von Artemisia annua bzw. vom seinem Inhaltsstoff Artemisinin oder von Artemisinin-Derivaten gegen eine Infektion mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 untersucht.
Experimente mit Zellkulturen sowie computersimulierte Molekülbindungsstudien weisen auf mögliche antivirale Effekte gegenüber SARS-CoV-2 hin. Um die verantwortlichen Mechanismen zu klären, wären weitere Untersuchungen nötig. Der Eintritt des Virus in die Zellen scheint nicht beeinflusst zu werden.
In Madagaskar wurde ein Kräutertrunk auf Artemisia annua-Basis zur Vorbeugung und Behandlung von Covid-19 beworben. Auch in anderen Ländern Afrikas sowie in China wurden Zubereitungen aus Artemisia annua gegen Covid-19 eingesetzt. Oft handelte es sich um Produkte, die unterschiedliche Pflanzen kombinieren. In vielen Fällen ergänzten sie eine Behandlung mit modernen Arzneimitteln.
Sowohl für die pflanzlichen Produkte wie auch für Artemisinin oder Artemisinin-Derivate fehlen bisher belastbare Ergebnisse aus der klinischen Anwendung an Covid-19-Patienten (Stand Februar 2022).
Hinweis: Die Informationen auf dieser Seite ersetzen nicht eine medizinische oder pharmazeutische Beratung. Sie dienen nicht der Selbstmedikation. Anwendungsgebiete, Wirkungen, Nebenwirkungen und Gegenanzeigen sind hier nicht vollständig beschrieben. Für die geeignete Anwendung fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker. Bei pflanzlichen Arzneimitteln lesen Sie die Packungsbeilage.
Einjähriger Beifuß (Artemisia annua) enthält ein Vielzahl biologisch aktiver Substanzen. Mehr als 220 Stoffe wurde identifiziert, darunter zahlreiche
Als wichtigster Inhaltsstoff wird das bitter schmeckende Sesquiterpenlacton-Endoperoxid Artemisinin angesehen.
Letzte Akualisierung: 16.06.2023