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Edelweiß (Alpen-Edelweiß, Leontopodium nivale ssp. alpinum) ist die österreichische "Arzneipflanze des Jahres 2019".
Aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse belegen vielfältige pharmakologische Wirkungen von Edelweiß-Extrakten oder von einzelnen Inhaltsstoffen. In Experimenten wurde jüngst sogar ein bislang nicht bekannter Schutzmechanismus beim akuten Herzinfarkt entdeckt. Bereits eingesetzt werden Edelweiß-Extrakte mit antioxidativen Eigenschaften in Hautpflegeprodukten.
Inhalt:
Alpen-Edelweiß (Leontopodium nivale subsp. alpinum; Synonym: Leontopodium alpinum)
Alpen-Edelweiß (Leontopodium nivale ssp. alpinum) dürfte wohl die bekannteste Alpenblume sein. Die Pflanze wächst im Hochgebirge mehrjährig auf felsigen Wiesen und Felsbändern.
Sie bevorzugt helle, mäßig trockene Standorte in einer Höhe zwischen 1.500 m und 3.000 m. In Deutschland kommt Edelweiß nur zerstreut in den bayerischen Alpen vor (Allgäu, Karwendel,
Berchtesgadener Alpen).
Alpen-Edelweiß wächst 3 cm bis 20 cm hoch ohne zu verzweigen. Die Blätter stehen gleichmäßig am Stängel. Sie sind schmal-lanzettlich geformt und am unteren Ende verschmälert. Die
ganze Pflanze ist weißfilzig und spinnwebig behaart. Die Behaarung schützt gegenüber starker Sonneneinstrahlung, extremen Temperaturen und Austrocknen durch Verdunstung.
Blühendes Alpen-Edelweiß sieht aus, als hätte es 5 bis 15 auffällige, hell weißfilzige Blütenblätter. Botanisch gesehen täuscht das jedoch: Hier handelt es sich um sternförmig ausgebreitete
Hochblätter mit Schaufunktion. In Zentrum dieser Hochblätter sitzen doldig gehäuft 2 bis 10 Blütenkörbchen. Denn Edelweiß gehört zur Familie der Korbblütengewächse (Asteraceae).
Die Röhrenblüten sind gelblich, Zungenblüten fehlen. Die Blütezeit reicht von Juli bis September.
Die unterirdischen Pflanzenteile bestehen aus einem schwarzen Wurzelstock (Rhizom) mit vielen fein behaarten Nebenwurzeln.
Das Alpen-Edelweiß stammt ursprünglich nicht aus Europa. Es ist nach der Eiszeit aus den Gebirgen Zentralasiens eingewandert.
Edelweiß gehört zur Familie der Korbblütengewächse (Korbblütler, Asteraceae).
Wegen seiner dekorativen, relativ haltbaren Blütenstände wurde Alpen-Edelweiß früher sehr viel gepflückt. Heute sind die Wildbestände der Pflanze streng geschützt.
Für die Kultur von Alpen-Edelweiß wurde die Sorte Helvetia gezüchtet. Diese Sorte wird zur kommerziellen Nutzung auf kleinen Flächen in sonnigen Berglagen in der Südschweiz
angebaut.
Zur Gewinnung von Inhaltsstoffen gibt es auch Wurzelkulturen und Zellkulturen. Sie sind vom Freilandanbau unabhängig.
Im Tiefland wachsendes Alpen-Edelweiß verliert die weiße Farbe weitgehend. Der Handel bietet für den Garten andere Edelweiß-Arten an, die aus dem Himalaya stammen und auch im Tiefland ihre weiße Farbe behalten.
Die österreichische HMPPA* kürte Edelweiß (Leontopodium nivale ssp. alpinum) zur Arzneipflanze des Jahres 2019. Nicht nur in der traditionellen Volksheilkunde wurde das Edelweiß eingesetzt: Die
Forschung der letzten Jahre belegt eine Vielzahl interessanter pharmakologischer Aktivitäten für Extrakte oder Einzelsubstanzen aus Edelweiß.
* HMPPA steht für "Herbal Medicinal Products Platform Austria" und ist ein wissenschaftliches Netzwerk im Bereich pflanzlicher Arzneimittel und
Naturstoffforschung.
In der Volksheilkunde des Alpenraums wurde Edelweißkraut früher vor allem bei Durchfall und Ruhr eingesetzt. Diese historische Anwendung erlangte vielleicht keine große Bedeutung. Doch grundsätzlich wird sie durch heutige wissenschaftliche Erkenntnisse gestützt: Edelweiß-Extrakte zeigen im Experiment entzündungshemmende, schmerzstillende, antioxidative und antimikrobielle Wirkungen. Zudem hemmen sie die Peristaltik des Magen-Darm-Trakts.
Extrakte aus den oberirdischen Teilen von Edelweiß werden heute wegen ihrer antioxidativen Eigenschaften („anti-aging“) in Hautpflegeprodukten bzw. Sonnencreme eingesetzt. Der Effekt wird unter anderem den Leontopodiumsäuren (Edelweißsäuren) zugeschrieben, die erstmalig im Edelweiß entdeckt wurden.
Die Forschung der letzten Jahre untersuchte auch die Wurzeln von Edelweiß. Im Wurzelextrakt wurden neue Substanzen mit interessanten pharmakologischen Effekten gefunden. Besondere Aufmerksamkeit erhalten Leoligin und 5-Methoxyleoligin, zwei Stoffe aus der Gruppe der Lignane:
In Experimenten beeinflusst Leoligin an mehreren Stellen den Cholesterin-Stoffwechsel und verringert die Blutzuckerspitze nach Anstieg des Blutzuckerspiegels. Außerdem zeigt Leoligin in Experimenten positive Effekte auf den Erhaltungszustand venöser Bypass-Gefäße.
Aktuell am spannendsten sind vielleicht die Ergebnisse zu 5-Methoxyleoligin:
In Experimenten zum akuten Herzinfarkt schützt 5-Methoxyleoligin Zellen bzw. Herzgebewebe. In der Folge sterben weniger Herzmuskelzellen ab und mehr kleine Blutgefäße entstehen. Für den Zellschutz ist unter anderem ein Mechanismus verantwortlich, dessen Rolle beim Herzinfarkt vorher überhaupt nicht bekannt war.
Ob die neuen Erkenntnisse auch zum klinischen Einsatz von Leoligin oder 5-Methoxyleoligin oder von ähnlichen Stoffen weitergeführt werden können, lässt sich natürlich noch nicht sagen. In jedem Fall ergeben sich ganz neue und vielversprechende Forschungsansätze.
Hinweis: Die Informationen auf dieser Seite ersetzen nicht eine medizinische oder pharmazeutische Beratung. Sie dienen nicht der Selbstmedikation. Anwendungsgebiete, Wirkungen, Nebenwirkungen und Gegenanzeigen sind hier nicht vollständig beschrieben. Für die geeignete Anwendung fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker. Bei pflanzlichen Arzneimitteln lesen Sie die Packungsbeilage.
Für Alpen-Edelweiß wurden über 60 Inhaltsstoffe beschrieben, darunter:
Letzte Akualisierung: 13.08.2019