Sie sind hier:  Startseite  >  Heilpflanzen  >  Herbstzeitlose

A   B   C   D   E   F   G   H   I   J   K   L   M   N   O   P   Q   R   S   T   U   V   W   X   Y   Z


Herbstzeitlose

Herbstzeilose (Colchicum autumnale)

Herbstzeitlose (Colchicum autumnale*) ist eine stängellose Knollenpflanze mit Wechselknolle. Die Knolle wird jedes Jahr aus der Achsel eines Niederblattes neu gebildet.

 

Im Herbst erscheinen die Blüten der Herbstzeitlose ohne Blätter. Die Blütenfarbe ist blassviolett, selten weiß. Die Blüten bestehen aus 6 Blütenblättern (3 + 3 Perigonblättern), die bis zu 8 cm lang sind und in eine bis zu 20 cm lange Blütenröhre münden. Die Blütenröhre ist im Boden fast verborgen. Der Fruchtknoten ist unterirdisch.

 

Im folgenden Frühjar wachsen die länglichen Blätter und die aufgeblasene Samenkapsel aus der Erde. Die Blätter werden bis 35 cm lang. Die Früchte reifen im Sommer.

 

Herbstzeitlose kommt auf feuchten Wiesen vor allem in Mitteleuropa und Südeuropa vor. In Deutschland ist sie überwiegend im Süden und in der Mitte zu finden, wenig im Norden.

Herbstzeitlose gehört zur Familie der Zeitlosengewächse (Colchicaceae).

* botanische Schreibweise: Colchicum autumnale L.


Giftigkeit der Herbstzeitlose

Alle Pflanzenteile der Herbstzeitlose sind stark giftig bis tödlich. Fünf Gramm Herbstzeitlose-Samen sind für Erwachsene tödlich. Für Nierenkranke und für Kinder liegt die tödliche Menge noch niedriger.

 

Auch für Colchicum-Arzneimittel wurden Überdosierungen mit tödlichem Ausgang berichtet. Schon bei therapeutischen Dosen können Übelkeit, Erbrechen und starke Durchfälle auftreten. Bei längerdauernder Anwendung können chronische Vergiftungserscheinungen entstehen.

 

Grund für die Giftigkeit von Herbstzeitlose sind die enthaltenen Tropolonalkaloide. Hauptbestandteil ist das Colchicin.


Colchicin

Colchicin ist ein Tropolonalkaloid aus Herbstzeitlose. Auf zellulärer Ebene beim Menschen bindet Colchicin reversibel an Tubulin und hemmt so die Bildung der Mikrotubuli. Dadurch werden alle Prozesse gehemmt, an denen Mikrotubuli beteiligt sind. Dazu zählen Zellteilung, Transportprozesse in der Zelle, Endozytose und Exozytose sowie die Wanderung ortsbeweglicher Zellen.

 

Im akuten Gichtanfall hemmt Colchicin die Entzündung, weil es unter anderem die Wanderung der Granulozyten in die entzündeten Gelenke verhindert, in denen Natriumuratkristalle ausgefällt sind.

 

Wegen seiner starken Giftigkeit ist die therapeutische Breite von Colchicin klein.


Herbstzeitlose Rezeptpflicht

Arzneimittel aus Herbstzeitlose (Colchici flos, semen et tuber) oder ihren Zubereitungen sind in Deutschland rezeptpflichtig (verschreibungspflichtig). Auch der Inhaltsstoff Colchicin und andere Colchicumalkaloide sind rezeptpflichtig.

 

Arzneimittel mit Herbstzeitlose oder mit dem Wirkstoff Colchicin sind in Deutschland zugelassen beim akuten Gichtanfall. Colchicin ist auch beim familiären Mittelmeerfieber (eine seltene genetische Erkrankung) zugelassen.

Hinweis: Die Informationen auf dieser Seite ersetzen nicht eine medizinische oder pharmazeutische Beratung. Sie dienen nicht der Selbstmedikation. Anwendungsgebiete, Wirkungen, Nebenwirkungen und Gegenanzeigen sind hier nicht vollständig beschrieben. Für die geeignete Anwendung fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker. Bei pflanzlichen Arzneimitteln lesen Sie die Packungsbeilage.


Quellen

  • Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) (2018). Risikoinformation für Colchicum-Dispert® und Colchysat®Bürger der Firma Bürger. Abgerufen 02/2022 von https://www.bfarm.de/SharedDocs/Risikoinformationen/Pharmakovigilanz/DE/RI/2018/RI-colchicin.html
  • Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM). Gebrauchsinformation von Colchicin Ysat 0,5 mg Tabletten (13.09.2021). Heruntergeladen 02/2022 von https://portal.dimdi.de/amguifree/am/docoutput./additionaldocs.xhtml?mpdidentifier=2199030.
  • Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM). Gebrauchsinformation von Colchysat® Bürger (28.11.2019). Heruntergeladen 02/2022 von https://portal.dimdi.de/amguifree/am/docoutput/additionaldocs.xhtml?mpdidentifier=0220782.
  • Bundesministeriums der Justiz und für Verbraucherschutz sowie Bundesamt für Justiz (2019). Verordnung über die Verschreibungspflicht von Arzneimitteln (Arzneimittelverschreibungsverordnung - AMVV) Anlage 1 (zu § 1 Nr. 1 und § 5) Stoffe und Zubereitungen nach § 1 Nr. 1. Abgerufen 2021-01 von https://www.gesetze-im-internet.de/amvv/anlage_1.html.
  • Düll, R., & Kutzelnigg, H. (2005). Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands. Wiebelsheim: Quelle & Meyer Verlag.
  • Hensel, W. (2006). Welche Giftpflanze ist das? Stuttgart: Franckh-Kosmos Verlags-GmbH.
  • Hiller, K., & Melzig, M. F. (2010). Lexikon der Arzneipflanzen und Drogen. Heidelberg: Spektrum Akademischer Verlag.
  • Teuscher, E., Melzig, M. F., & Lindequist, U. (2012). Biogene Arzneimittel. Stuttgart: Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft.

Letzte Akualisierung: 16.06.2023