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Chinafingerhut

Klebriger Chinafingerhut (Rehmannia glutinosa)

Rehmannia gehört zur Familie der Wegerichgewächse (Plantaginaceae). Zum Teil wird auch die früher üblich Zuordnung zu den Braunwurzgewächsen (Scrophulariaceae) oder eine Zuordnung zu den Sommerwurzgewächsen (Orobanchaceae) genannt.


Monographie "Rehmanniawurzel" (Rehmanniae radix)

Rehmanniawurzel (Rehmanniae radix) nach dem Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur. 11) ist

  • die Wurzelknolle von Rehmannia glutinosa*,
  • ohne Wurzelknopf und Nebenwurzeln,
  • getrocknet,
  • mit einem Gehalt von mindestens 0,2 % Catalpol.

* botanische Schreibweise: Rehmannia glutinosa (Gaertn.) DC. (Synonym: Rehmannia glutinosa (Gaertn.) Libosch. ex Fisch. & C.A.Mey.)

 

Rehmanniawurzel wird vor allem in der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) verwendet.


Rehmanniawurzel in der Traditionellen Chinesischen Medizin: "Dihuang", 地黄

In der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) gehört Rehmanniawurzel zur Gruppe der Hitze klärenden und Xue kühlenden Arzneimittel. Der chinesische Name (Pinyin) für Rehmanniawurzel lautet Dihuang.

Aussprache von Dihuang (dì huáng):

TCM-Merkmale von Dihuang

  • Temperaturverhalten: kalt
  • Geschmacksrichtung: süß, bitter
  • Funktionskreisbezug: Funktionskreise Leber (orbis hepaticus), Herz (orbis cardialis) und Niere (orbis renalis).

TCM-Wirkungen von Dihuang

  • Kühlt Hitze,
  • kühlt das Xue,
  • nährt das Yin,
  • fördert die Entstehung aktiver Säfte.

TCM-Anwendungsgebiete von Dihuang

 

In der Traditionellen Chinesischen Medizin werden Rezepturen mit Dihuang unter anderem bei folgenden Krankheiten eingesetzt: Fieber aufgrund von Schwächezuständen, übermäßiger Durst, scharlachrote Zunge; blutiges Erbrechen, Nasenbluten; Verstopfung;  Exanthem.


Vorbehandelte Rehmanniawurzel in der Traditionellen Chinesischen Medizin: "Shu dihuang" (Rehmanniae radix praeparata), 熟地黄

Im Arzneibuch der Chinesischen Medizin wird neben der unpräparierten Form auch vorbehandelte Rehmanniawurzel aufgeführt: Rehmanniae radix praeparata (Shu dihuang, Shudihuang). Für die Herstellung von Shu dihuang sind zwei verschiedene Paozhi-Methoden beschrieben: Kochen nach Zusatz von Wein oder Garen durch Dampfbehandlung.

Die Aufbereitung verändert die TCM-Eigenschaften der Rehmanniawurzel. Vorbehandelte Rehmanniawurzel  Shu dihuang gehört in der Traditionellen Chinesischen Medizin zur Gruppe der Xue tonisierenden Arzneimittel.

TCM-Merkmale von Shu dihuang

  • Temperaturverhalten: leicht warm
  • Geschmacksrichtung: süß
  • Funktionskreisbezug: Funktionskreise Leber (orbis hepaticus) und Niere (orbis renalis).

TCM-Wirkungen von Shu dihuang

  • Ergänzt das Xue,
  • nährt das Yin,
  • vergrößert das Struktivpotenzial Jing,
  • ertüchtigt das Mark.

TCM-Anwendungsgebiete von Shu dihuang

Die Anwendungsbiete von Shu dihuang in der Traditionellen Chinesischen Medizin umfassen unter anderem Schwächegefühl und Ziehen in Hüften und Knien, Erschöpfungsgefühl "Schwäche der Knochen", Hitzewallungen, Nachtschweiß, übermäßiger Durst, Drehschwindel, Ohrensausen, vorzeitiges Ergrauen von Bart und Kopfhaaren, Samenverlust, Regelstörungen, heftiges Herzklopfen (Palpitationen).


Japanische Kampo-Medizin: jiô

In der japanischen Kampo-Medizin lautet der Name für Rehmanniawurzel jiô.

Die Anwendungsgebiete von jiô in der Kampo-Medizin umfassen Abwehrschwäche, Kehlkopfentzündung, Menstruationsstörungen, Schlaflosigkeit, Diabetes, Schwindel im Alter und Tinnitus.

 

Rehmanniawurzel ist in der Kampo-Medizin einer der Hauptstoffe zur Stärkung von Blut und Körperflüssigkeiten. Meistens wird die vorbehandelte Form, Rehmanniae radix praeparata, eingesetzt.

Hinweis: Die Informationen auf dieser Seite ersetzen nicht eine medizinische oder pharmazeutische Beratung. Sie dienen nicht der Selbstmedikation. Anwendungsgebiete, Wirkungen, Nebenwirkungen und Gegenanzeigen sind hier nicht vollständig beschrieben. Für die geeignete Anwendung fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker. Bei pflanzlichen Arzneimitteln lesen Sie die Packungsbeilage.


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Quellen

  • Eberhard, U. (2003). Leitfaden Kampo-Medizin - Japanische Phytotherapie. München: Elsevier GmbH.
  • Europäisches Arzneibuch (Ph. Eur.) 11. Ausgabe (Grundwerk 2023), Amtliche deutsche Ausgabe. Deutscher Apotheker Verlag.
  • Hiller K., Melzig M.F. (2010). Lexikon der Arzneipflanzen und Drogen. Heidelberg: Spektrum Akademischer Verlag.
  • Hu, C., Nögel, R., Hummelsberger, J., Engelhardt, U. (Hrsg.) (2018). Paozhi: Die Aufbereitung chinesischer Arzneimittel. Methoden und klinische Anwendung. Berlin, Heidelberg: Springer-Verlag.
  • Leon, C., & Yu-Lin, L. (2017). Chinese Medicinal Plants, Herbal Drugs and Substitues - an identification guide. Richmond, Großbritannien: Royal Botanic Gartdens, Kew.
  • Stöger, E. A. (2019): Arzneibuch der Chinesischen Medizin. Monographien des Arzneibuches  der Volksrepublik China 2005, 2010 und 2015. Gesamtwerk mit 17. Aktualisierungslieferung 2019. Stuttgart: Deutscher Apotheker Verlag.
  • The Plant List (2013). Version 1.1. Abgerufen 07/2019 von http://www.theplantlist.org.

Letzte Aktualisierung: 18.11.2025